Bauers Depeschen


Freitag, 13. September 2019, 2130. Depesche

 

An diesem SONNTAG findet im BIX Jazzclub unser Erinnerungsabend für die verstorbene Sängerin und Musikerin DACIA BRIDGES statt. Beginn 19 Uhr. Einlass 18 Uhr. Siehe: FÜR DACIA



FlANEURSALON-AUSFLUG INS REMSTAL

Liebe Freundinnen und Freunde des Flaneursalons, auf Einladung machen wir am Freitag, 11. Oktober, einen kleinen Ausflug nach Urbach an der Rems zu einem Auftritt in der Auerbachhalle. Thematisch werde ich mich dort wie überall auch ein wenig mit der Umgebung beschäftigen. Auch am schmalsten Fluss gibt es tiefe Sümpfe. — Die ursprünglich eingeplante Sängerin Thabilé musste mit Rücksicht auf ihre Gesundheit inzwischen absagen. Ich wünsche ihr alles Beste. An ihrer Stelle tritt in Urbach Eva Leticia Padilla auf. Nach wie vor im Aufgebot ist unser bayerisch-alpines Feuerwerk mit dem Monster-Alphorn: Loisach Marci - und erstmals als Flaneursalon-Conférencier der elegante Tübinger Komiker und Entertainer HELGE THUN. VORVERKAUF URACH



Hört die Signale!

Ein Lied zum Tag



Neue StN-Kolumne:

WIE BEN HUR

Tödliche Autoattacken auf Passanten und der Stuttgarter Mordprozess um einen jungen Mann, der mit einem gemieteten Jaguar zwei Menschen getötet hat, verschärfen die Diskussion um das Auto als Waffe. Gleichzeitig wird genauso heftig über ein Vehikel namens E-Scooter diskutiert, über die angebliche Gefährlichkeit eines Tretrollers, der dank eines Elektromotors auch ohne Treten fährt. Was haben wir für Verhältnisse.

Am Abend gehe ich die Adenauerstraße entlang, bewege mich im Chaos parkender und fahrender Autos. Darunter fette Geschosse, die mit unantastbarer Selbstverständlichkeit weite Räume der Stadt beherrschen dürfen, als gäbe es ein Grundrecht auf Lärm, Luftverschmutzung und die Bedrohung des Lebens anderer.

In einer Ecke der Stadt habe ich schon öfter eine Karre gesehen, deren Buchstaben auf dem Nummernschild uns freundlicherweise darauf hinweisen, dass es sich um ein Automobil eines speziellen Kalibers handelt. Als wollte uns jemand mit einer Testosteron-Keule einbläuen, seine Blechkiste gefälligst nicht als bloßes Auto zu betrachten. Neben den Buchstaben des Kennzeichens steht eine Zahl Richtung 1000. Aus naheliegendem Verdacht prüfe ich mit meinem Taschentelefon, ob dieser Autotyp mit womöglich so vielen PS angeboten wird. Die Antwort lautet: ja.

So muss ich beim Anblick dieses düster lackierten Monstrums vor mich hin lachen, wenn ich mir vorstelle, wie sich ein erwachsener Mensch ein panzerähnliches Fahrzeug besorgt und mit amtlichen Zeichen dekoriert, die seinen Mitmenschen signalisieren: Hey, Alter, ich habe knapp unter 1000 PS unterm Arsch. Und mit diesen knapp unter 1000 Pferden gurke ich in der Stadt zwischen Menschen herum, drücke mein geschmeidiges Gaspedal und lasse hin und wieder kräftig einen aus meinem geilen Auspuff fahren. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Solche Auftritte nennt man bei uns auch „Freiheit“. Schon deshalb ist es notwendig, die E-Scooter zu verbieten, damit sie keinem PS-Protz mehr in die Quere kommen. Schließlich gibt es schon genug Radler und Fußgänger, welche die Freiheit des Autofahrers bedrohen.

Übrigens habe ich einen dieser neuen Roller getestet. Es war gutes Wetter, geräuschlos fuhr ich Höchsttempo und fühlte mich, aufrecht auf meinem Brett stehend, den Lenker des Eroberers in der Hand, wie Ben Hur in seinem Kampfwagen. Die Welt rauschte an mir vorbei, ich war frei. Moses muss sich so gefühlt haben, als er das Meer teilte.

In Wahrheit kam ich mir etwas lächerlich vor, auch weil ich spürte, wie diese Trittbrettfahrerei zur Faulheit verführt: Hast du mit dem Elektrospielzeug den ersten Anstieg genommen, ist die Versuchung groß, künftig vor jeder nur halbwegs anstrengenden Strecke die Fußarbeit einzustellen und dich wie einen Sack auf die Karre zu stellen. Das wäre der Tod des Spaziergängers, noch ehe ihn ein 1000-PS-Ungetüm auf die Haube genommen hat. Wobei ich zugebe, dass ich ein Ableben unter einem Polo oder Smart nicht ehrenvoller fände. Am gemeinsten wäre wohl das letzte Röcheln unter einem Tesla, der mobilen Version des elektrischen Stuhls, den einst Nikola Teslas verirrter Gegenspieler Thomas Alva Edison erfunden hat.

Leider ist es schwierig, die ganze Sache mit Humor zu betrachten, weil der Liebhaber des schwarzen Humors bei uns weniger zu lachen hat als eine Witzfigur im schwarzen Sport Utility Vehicle. Und bis heute hat sich bei den spaßigen Rathaus-Verantwortlichen mit ihren politisch fahrlässigen „Sauberkeit gibt Sicherheit“-Parolen diese simple Tatsache nicht herumgesprochen: Jede Gegend einer Stadt ist umso beruhigender und ungefährlicher, je mehr Fußgänger sich darin bewegen. Wie immer aber werden wir in unserer Wiege des Stinkemotors zu hören bekommen: Schön und gut, für Menschlichkeit unter Menschen zu plädieren. Aber es geht nicht um Menschen, sondern um Arbeitsplätze.

Dieses Argument zieht immer, auch im Krieg.

Was von offizieller Seite, jenseits oppositioneller Aktionen, gegen den Krieg in den Straßen unternommen wird, ist lustig: Am Sonntag, 22. September, gibt es die Wohlfühlparty „Theo – autofrei“. Die Theodor-Heuss-Straße, eine durch illegale Autorennen bekannt gewordene Piste, wird im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche einen Tag für Autos gesperrt. Ein Straßenfest wird gefeiert, das ein Zeichen „für mehr Lebensqualität und soziale Interaktion sowie für Gesundheit und Klimaschutz“ setzen soll. In der Ankündigung der Stadt heißt es, das „Event“ solle „die breite Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, dass der Straßenraum für aktive und umweltfreundliche Mobilitätsformen (Radfahren/Zu-Fuß-Gehen) zurückgewonnen werden muss.“

Aber selbstverständlich, Herr Oberbürgermeister, so machen wir das, an diesem Sonntag im September, der dank der Marketing-Geschwätzigkeit das Bewusstsein für eine Vollbremsung in der verheerenden Verkehrs- und Umweltpolitik dieser Stadt schärfen wird. Diese Idee ist so intelligent wie die Forderung der Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, man müsse jetzt für den Klimaschutz den „Turbo“ anwerfen.

Und nach dem Theo-Theater zur Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für die umweltfreundliche Zurückgewinnung des Straßenraums stellen wir in der Stadt weitere Moosbänke auf. Dann hört man nicht so genau, wie mein leibeigener Auspuff diese Event- und Alibipolitik kommentiert.



 

Auswahl

27.08.2022

24.08.2022

22.08.2022
17.08.2022

14.08.2022

10.08.2022
07.08.2022

06.08.2022


Depeschen 2281 - 2310

Depeschen 2251 - 2280

Depeschen 2221 - 2250

Depeschen 2191 - 2220

Depeschen 2161 - 2190

Depeschen 2131 - 2160

Depeschen 2101 - 2130

Depeschen 2071 - 2100

Depeschen 2041 - 2070

Depeschen 2011 - 2040

Depeschen 1981 - 2010

Depeschen 1951 - 1980

Depeschen 1921 - 1950

Depeschen 1891 - 1920

Depeschen 1861 - 1890

Depeschen 1831 - 1860

Depeschen 1801 - 1830

Depeschen 1771 - 1800

Depeschen 1741 - 1770

Depeschen 1711 - 1740

Depeschen 1681 - 1710

Depeschen 1651 - 1680

Depeschen 1621 - 1650

Depeschen 1591 - 1620

Depeschen 1561 - 1590

Depeschen 1531 - 1560

Depeschen 1501 - 1530

Depeschen 1471 - 1500

Depeschen 1441 - 1470

Depeschen 1411 - 1440

Depeschen 1381 - 1410

Depeschen 1351 - 1380

Depeschen 1321 - 1350

Depeschen 1291 - 1320

Depeschen 1261 - 1290

Depeschen 1231 - 1260

Depeschen 1201 - 1230

Depeschen 1171 - 1200

Depeschen 1141 - 1170

Depeschen 1111 - 1140

Depeschen 1081 - 1110

Depeschen 1051 - 1080

Depeschen 1021 - 1050

Depeschen 991 - 1020

Depeschen 961 - 990

Depeschen 931 - 960

Depeschen 901 - 930

Depeschen 871 - 900

Depeschen 841 - 870

Depeschen 811 - 840

Depeschen 781 - 810

Depeschen 751 - 780

Depeschen 721 - 750

Depeschen 691 - 720

Depeschen 661 - 690

Depeschen 631 - 660

Depeschen 601 - 630

Depeschen 571 - 600

Depeschen 541 - 570

Depeschen 511 - 540

Depeschen 481 - 510

Depeschen 451 - 480

Depeschen 421 - 450

Depeschen 391 - 420

Depeschen 361 - 390

Depeschen 331 - 360

Depeschen 301 - 330

Depeschen 271 - 300

Depeschen 241 - 270

Depeschen 211 - 240

Depeschen 181 - 210

Depeschen 151 - 180

Depeschen 121 - 150

Depeschen 91 - 120

Depeschen 61 - 90

Depeschen 31 - 60

Depeschen 1 - 30




© 2007-2024 AD1 media ·