Bauers Depeschen


Montag, 13. März 2017, 1755. Depesche



 



MUSIK ZUM TAG



Die aktuelle StN-Bundesliga-Kolumne:



DAS IST FUSSBALL

Eines der scheußlichsten Wörter heute ist „schnelllebig“ – mit seinen drei l auch optisch ein Schandfleck der deutschen Sprache. Mag man die Bildschirme noch so schnell mit immer neuen Fußballnachrichten bombardieren, so bleibt doch diese Abendvorstellung des FC Barcelona vom 8. März 2017 in meinem Hirn lebendig.

Daran änderte sich auch nichts, als ich drei Tage später auf meinem Taschentelefon nachsah, ob den Stuttgarter Kickers womöglich auf die Schnelle auch noch der letzte Lebensrest ausgehaucht wurde. Seit jeher finde ich ja eine Rechtfertigung, die Kickers in diese Bundesliga-Kolumne zu schmuggeln. Vor nicht allzu langer Zeit fiel mir das noch leicht, weil auch die Dritte Liga eine echte Bundesliga ist. Heute muss ich darauf hinweisen, dass es sich bei dem Regionalligaspiel Kickers Offenbach gegen Stuttgarter Kickers (2:0) um die Partie zweier Ex-Bundesligisten handelte – was man trotz aller Schnelllebigkeit nicht vergessen darf, will man nicht am Kickers-Elend der Gegenwart zugrunde gehen.

Nach dem betörenden 6:1 von Barca gegen Paris finde ich es umso sonderbarer, mich wie selbstverständlich um die Schreckensnachrichten aus Liga vier zu kümmern. Fußball ist eine zweifelhafte Angelegenheit – auf jeden Fall schädlich für alle Bemühungen des Hirns um Logik.

Nach dem Champions-League-Spektakel kaufte ich mir einen Stapel Zeitungen, nur um nachzulesen, ob irgendwer für dieses Spiel ein passendes Wort gefunden hatte. Mit Vokabeln wie „Wunder“ oder „Erniedrigung“, die ich in der internationalen Presse fand, kommen wir der Wahrheit nicht näher. Die scharfsinnigste aller Betrachtungen der 6:1-Verrücktheit kam aus dem Mund des Barca-Trainers Luis Enrique: „Das ist Fußball.“ So sieht’s aus.

Der große argentinische Spieler und Fußballpoet Jorge Valdano hat mal geschrieben: „Der Fußballer ist ein Schauspieler, der verpflichtet ist, ein unbekanntes Werk vor einem Gegner aufzuführen, der sich bemüht, dies zu verhindern.“ Bis zur 95. Minute blieb uns der Kern dieses im Camp Nou aufgeführten Werks unbekannt. Heute wissen wir: Der Gegner war nicht fähig, es zu verhindern und erlebte deshalb eine „Tragödie“ (L‘Equipe).

Dass der Fußballspieler auch Werke aufführt, zu denen er nicht verpflichtet ist – und kein Freund sich bemüht, sie zu verhindern –, lehrt uns der Fall Kevin Großkreutz. Seine Schlägerei nach einem Puffbesuch im Stuttgarter Schmuddel machte bemerkenswerte Schlagzeilen. Sogar die britische Zeitung „The Guardian“ berichtete ausführlich über den Vorfall. Eine solche internationale Aufmerksamkeit hatte der VfB vor der Großkreutz-Entlassung seit Jahren nicht. Auch ein Stuttgarter Grüner namens Matthias Filbinger, der es dank eines schneidigen Vaters mit Vergangenheit zu einer gewissen Prominenz gebracht hat, fühlte sich aufgerufen, über Großkreutz ein maßgebliches Werk zum nachhaltigen Umgang mit dieser Welt auf Facebook abzusondern: „Konsequent. Jetzt wird endlich einmal durchgegriffen.“

Ich kenne Herrn Großkreutz nicht. Zufällig habe ich mich neulich mit einem Münchner Berater von Fußballern und Popstars unterhalten und war doch etwas überrascht über seine Berichte, wonach sich Rotlicht-Figuren, in Fachkreisen als Zuhälter bekannt, auch heute noch Fußballer ködern und sich als Berater andienen. Ich hatte gedacht, diese Ära sei vorbei.

Es wäre anmaßend, den Großkreutz-Rauswurf aus der Ferne zu beurteilen. Mehr Klasse als mit seinem statuierten Exempel hätte der VfB allerdings zeigen können, wäre es ihm trotz aller ach so professionellen Schnelllebigkeit gelungen, den Spieler vom Stuttgarter Billigstrich in die richtige Spur zu lotsen. Diese Strategie aber hätte etwas humanen Aufwand erfordert – und eine gute Vereinskultur.



FLANEURSALON IN DER FRIEDENAU

Den nächsten Flaneursalon gibt es am Donnerstag, 6. April, in der geschichtsreichen Theater-Gaststätte Friedenau in Ostheim. Auf die Bühne bei meiner Lieder- und Geschichtenshow gehen der Entertainer Roland Baisch und sein Gitarrist Frank Wekenmann, die Sängerin Thabilé und ihr Gitarrist Steve Bimamisa. Ich mache auch mit. Beginn 20 Uhr. Bewirtung im Saal ab 18 Uhr.

Reservierungen: 0711/2 62 69 24.



 

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