Bauers Depeschen


Dienstag, 02. Dezember 2014, 1389. Depesche



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LIEBE GÄSTE,

jeden Tag gibt es ein paar Karten weniger für Die Nacht der Lieder, die Benefiz-Show zugunsten der Aktion Weihnachten am 9./10. Dezember im Thaterhaus. Es sind immer noch Tickets im Angebot, etwas hinten - und Dabeisein ist bekanntlich alles.

KARTEN: THEATERHAUS. Telefon: 07 11 / 4 02 07 20.

Siehe unser kurzes VIDEO ZUR NACHT DER LIEDER

Für den FLANEURSALON am Dienstag. 16. Dezember, im Schlesinger gibt es noch Karten am Tresen.



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LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



WEISSE TÜCHER

Zum ersten Mal ist mir Steve Bimamisa im vergangenen Mai beim Straßenfest im Leonhardsviertel begegnet. Er begleitete einen Kollegen, den Sänger Michael Dikizeyeko, auf der Gitarre, sie spielten Songs mit afrikanischen Rhythmen, und die Leute waren begeistert. Ich fragte Steve, ob er Deutsch spreche. Diese Gedankenlosigkeit hätte ich mir besser gespart. Er ist Deutscher wie unsereins, hat einen deutschen Pass und spricht die Sprache korrekter als ich. Es sind die kleinen Dinge im Umgang mit Fremden, die uns die fehlende Selbstverständlichkeit vor Augen führen.

Neulich saßen Steve und ich wieder ­zusammen, im Rotebühlbau. Diesmal mit Yahi Nestor Gahe, einem Choreografen und Tänzer. Steve Bimamisa (30) kommt aus Kongo-Kinshasa, Yahi Nestor Gahe (35) von der Elfenbeinküste. Sie arbeiten gemeinsam für das Jugendprojekt Migration, haben zuletzt mit Schülerinnen und Schülern das Musik-Stück „Hoffnung Europa – Flüchtlinge aus Afrika“ entwickelt. Am 29. Januar werden sie es am Erich-Kästner-Gymnasium in Eislingen aufführen, im Juni 2015 auch in der Stuttgarter Leonhardskirche. Ich habe das Video gesehen; Tänzer verkörpern Kindersoldaten, schwenken weiße Tücher: die Bühnensymbole der Unschuld.

Yahi erzählt, wie bei einem Türkei-Urlaub am Strand ein Kind zu ihm kam und an seiner Haut leckte. Es dachte, sie sei Schokolade. Die Eltern eilten herbei, entschuldigten sich auf Englisch, und Yahi sagte: Das ist gut so, das Kind wird auf diese Art lernen, dass Haut eben Haut ist.

Steve sagt, er habe in Deutschland keine rassistischen Angriffe erlebt. Die meiste Zeit werde er als Künstler wahrgenommen, sei deshalb privilegiert. Der Grund für ­Konflikte zwischen den Menschen, sofern nicht Rassisten und Nazis dahinterstecken, sei neben der Angst vor dem Fremden vor allem die Unwissenheit. Yahi erzählt: Ein Polizist nahm seine Personalien auf. Notierte seinen Namen, trug als Heimatland „Afrika“ ein. Yahi sagte: Schauen Sie bitte in meinen Pass, mein Land heißt nicht Afrika, es heißt Elfenbeinküste. Das ist der Alltag. Der Polizist entschuldigte sich.

Steve kommt 1998 mit seiner Mutter und drei jüngeren Geschwistern in die Bundesrepublik. Seine Mutter hat im Kongo als Krankenschwester gearbeitet, sein Vater als Arzt. Im Land herrschte Bürgerkrieg. Steves Vater starb in diesem Krieg, er wurde auf der Straße erschossen. Es gelingt der Familie, mit dem Flugzeug auszureisen. Auffanglager Karlsruhe, Duldung, schließlich die Aufenthaltsgenehmigung. Mit Hilfe von Förderprogrammen lernt Steve schnell Deutsch, kann ins Gymnasium gehen, das Abitur machen. Zunächst will er Arzt werden, absolviert, um die Wartezeit bis zum Studium zu überbrücken, eine Krankenpfleger-Ausbildung.

In dieser Zeit macht er viel Musik, lernt afrikanische Musiker aus der Region ­kennen und entwickelt die Idee, diese Leute zu produzieren. Er baut sich in Schondorf ein Studio auf, betreut und fördert Musiker mit Migrationshintergrund.

Es gibt keine bessere Integrationsbrücke als die Musik. Beim Umgang mit Musikern verliert sich der Blick auf Nationalitäten, auf Sprache, aufs Alter. Für die Show „Hoffnung Europa – Flüchtlinge aus Afrika“, von Steve produziert und Yahi choreografiert, spielt die Band Diversité. Die meisten Mitglieder sind schwarz, fast alle Deutsche. Die Floskel „Deutsche mit afrikanischem Hintergrund“ hören sie auch, wenn sie in Deutschland geboren wurden.

Der Choreograf Yahi Nestor Gahe hat in seiner Heimat studiert, an der Hochschule für Tanz und Theater in Abidjan. Danach begann er in Straßburg das Masterstudium für Kunst- und Kulturprojektgestaltung, einen Managerkurs. Für den Wiener Multimedia-Künstler André Heller hat er vor Jahren die Show „Afrika! Afrika!“ choreografiert. Er lebt in Stuttgart, arbeitet regelmäßig mit Steve zusammen.

Durch Steves Produktionen zieht sich als roter Faden die Rumba, man kennt die Rhythmen aus Kuba. Der Legende nach, erzählt Steve, komme der Begriff Rumba von Kumba, der Bezeichnung für das Stofftuch mit Schleife, das afrikanische Frauen statt eines Gürtels trugen. Die Portugiesen hätten Rumba daraus gemacht.

2015 wird Steve Bimamisa mit seinem Landsmann Michael Dikizeyeko bei der „Nacht der Lieder“, der Benefiz-Show unserer Zeitung, auftreten. „Ich habe die Vision von einer funktionierenden gemischten Welt. Ich fühle mich als Weltbürger“, sagt er. Da mischt sich übrigens auch mal Schuhplatteln mit Afro-Tanz. Wir verabschieden uns, gehen hinaus in die kleine, gemischte Weihnachtsmarktwelt von Stuttgart. Es ist Sonntag, erster Advent.



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