Bauers Depeschen


Freitag, 22. November 2013, 1204. Depesche



 



NACHTRAG: Preußen Münster - Stuttgarter Kickers 1:0



TAGEBUCH

Beim Blick aus dem Fenster meiner Kammer mit dem klingenden Namen Mauricio-Kagel-Zimmer hatte ich Aussicht auf eine novembergraue Dorflandschaft mit einer angenehmen Stille. Und das Publikum bei bester Laune, keine Spur von Zurückhaltung, wenn es mit skurrilem Humor, mit komischen Geschichten zur Sache geht. Nach der "Nacht der Poeten" für eine SWR-2-Aufzeichnung am Donnerstag auf der Kapfenburg in Lauchheim/Ostalb zog unsere Vorleser- und Musikanten-Trupp heute weiter zum Kulturhaus Schloss Großlaupheim: "11. Laupheimer Nacht der Poeten". Mit Jess Jochimsen (Freiburg / Moderation), Kirsten Fuchs (Berlin), Joe Bauer (Stuttgart), Heiko Werning (Berlin), Musik: Sascha Bendiks (Freiburg). Ein angenehmer, lustiger Ausflug mit liebenswerten Menschen.



TERMINE

Dienstag, 26. November: Kleiner Flaneursalon in der Buchhandlung Ebert, Leinfelden-Echterdingen, Hauptstraße 60/62. Mit Anja Binder & Jens-Peter Abele. 19.30 Uhr. Karten: 07 11/45 96 82-50.

Montag, 9. Dezember: "Die Papiertiger" - 2. Lese- und Liederabend mit Wolfgang Schorlau, Roland Baisch und Joe Bauer im Café Weiß, Stuttgart, Geißstraße 16. 19.30 Uhr. Eintritt frei. Reservierungen: 07 11/24 41 21.

Dienstag, 10. Dezember, Mittwoch, 11. Dezember: "Die Nacht der Lieder" im THEATERHAUS, große Benefiz-Show zugunsten der Aktion Weihnachten der StN. Jeweils 19.30 Uhr. Es gibt noch Restkarten. 07 11/4020 720

Dienstag, 17. Dezember: Flaneursalon Intim in der JAKOB-STUBE, Leonhardsviertel. 20 Uhr. Karten (10 € inklusive Getränk) ab sofort im Lokal und im Plattencafé Ratzer Records.

Mittwoch, 19. Februar 2014, ROSENAU: Auf vielfachen Wunsch tritt der Flaneursalon noch einmal in der Familien-Bande-Besetzung an. Mit Roland Baisch & Sohn Sam, mit Zam Helga & Tochter Ella Estrella Tischa, Toba Borke und Pheel. 20 Uhr. Vorverkauf läuft.



SPEZIAL: UNSERE ALTSTADT

Um die heruntergekommene Stuttgarter Altstadt, vor allem das Leonhardsviertel, ins Gedächtnis zu rufen, machen ein paar Freunde und ich am Samstag, 14. Dezember, eine erste Aktion unter dem Motto "Unsere Altstadt": die öffentliche Suppenküche. 12 Uhr bis 17 Uhr, obere Leonhardstraße (Rondell, Richtung Wilhelmsplatz). Am Schöpflöffel sind u. a. Vincent Klink, Michael Gaedt, Steffi Anhalt. Auf der Straße spielt die Band Anjabelle.





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LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



DER MINEUR

Am 4. Dezember ist Barbaratag, gewidmet der Heiligen Barbara. Ob diese Frau, wie die Legende berichtet, unter ihrem bürgerlichen Namen Barbara von Nikomedien im dritten Jahrhundert in Kleinasien gelebt hat, ist nicht bewiesen. Falls ja, ging es ihr gegen Ende ihres Lebens nicht besonders gut. Glaubt man den kriminalistischen Ermittlern jener Zeit, hat sie ihr eigener Vater enthauptet, weil sie sich, so heißt es auf Wikipedia, „weigerte, ihren christlichen Glauben und ihre jungfräuliche Hingabe an Gott aufzugeben“.

Eine lange Geschichte, viel zu lang für einen Zeitungstunnel namens Kolumne. Die Dame Barbara glänzte dem Vernehmen nach durch eine gewisse Wehr- und Standhaftigkeit bei Feuer, Gewitter und ähnlichem Ungemach, weshalb Maurer, Architekten, Geologen, Dachdecker, Artillerie-Soldaten, Helfer des Technischen Hilfswerks und Kammerjäger sie zu ihrer Patronin wählten. Und da sie heute vor allem als Beschützerin der Bergleute berühmt ist, haben die irdischen Götter des Großprojekts Stuttgart 21 den Barbaratag am 4. Dezember 2013 als Datum für ihre erste „Tunnelfeier“ auf Stuttgarter Boden festgelegt. Da trifft es sich gut, dass die Heilige Barbara im Branchenbuch auch als Patronin der Totengräber firmiert.

Der Allmächtige der Tunnelfeier, der S-21-Sprecher Dietrich, hat kundgetan, der 4. Dezember sei ein großer Tag für die vielen „Mineure“. Ein Mineur ist nichts anderes als ein Bergarbeiter, im Fall von S 21 ein Tunnelbohrer. Der Begriff Mineur kommt aus dem romanischsprachigen Teil der Erde und soll vermutlich das Unter-Tage-Dasein der S-21-Malocher aufwerten. Seit Jahr und Tag will uns die S-21-Propaganda weismachen, bei der stadtzerstörerischen Offensive der Deutschen Bahn handle es sich nicht um dreckige und lärmende Bauarbeiten, sondern um einen glamourösen Event zur Förderung des städtischen Tourismus.

Das Wort Mineur kommt aus der Militärsprache, der Mineur gehört zur Gattung der Pioniere und hatte einst die Aufgabe, Stollen für Attacken zu graben, um den Feind von unten mit Feuer oder Sprengstoff zu erledigen. Wir kennen dafür auch den Begriff unterminieren (aushöhlen, zerstören, demoralisieren). Das Wort Mineur lehnt sich inhaltlich an die Mine als Bergwerk an, es steht aber auch für den ekelhaften Minenkrieg, wie er im Ersten Weltkrieg große Bedeutung beim massenhaften Umbringen von Menschen hatte. Da wir im Inland zurzeit halbwegs in Friedenszeiten leben, wird der Mineur auf dem politischen Minengebiet von Stuttgart 21 in Zukunft als Berufsbezeichnung für die unterirdisch Schuftenden dienen.

Selbstverständlich wird das Kommunikationsbüro von S 21 verbreiten, der Begriff Mineur sei allgemein gebräuchlich und verkläre keineswegs eine harte, lebensgefährliche Arbeit. Dazu muss man wissen: Der Duden definiert „Kommunikation“ als „1. Verständigung untereinander, Umgang, Verkehr. 2. Verbindung, Zusammenhang“. Deshalb ist die Frage erlaubt, warum sich Propaganda-, Reklame- und Verlautbarungs-Abteilungen „Kommunikationsbüro“ nennen dürfen.

In Stuttgart, der Metropole der Mineure, wird also am Barbaratag die „Tunnelfeier“ abgehalten. Und das geplante Fest hat bereits politische Erdrutsche ausgelöst. Am 4. Dezember tagt nämlich auch der Verwaltungsausschuss im Rathaus, weshalb die oberste Stadtverwaltung keinen Vertreter für das Bergarbeiterfest nominieren wollte. Das Kommunikationsbüro Stuttgart 21 deutete diese Haltung als eine Art oppositionelle Minenlegerei im Hause des grünen Oberbürgermeisters. Inzwischen aber hat sich ein angemessener Botschafter für die Tunnelfeier gefunden, der Bürgermeister Schairer. Er ist für Ordnung zuständig und trägt den heiligen Vornamen Martin.

Die heilige Frau Barbara blieb der Legende nach auf dem Weg in den Knast mit ihrem Kleid an einem Zweig hängen; später stellte sie den abgebrochenen Zweig ins Wasser, worauf selbiger am Tag ihres Todesurteils blühte. Eine leibhaftige Frau namens Barbara hat mir während meiner Ermittlungen im Tunnel der biblischen Mythen geraten, in Nachbars Garten einen Kirschzweig zu klauen. Der werde, versprach sie mir, rechtzeitig zu Weihnachten in meiner Vase blühen. Daraufhin habe ich meine Arbeit als Mineur aufgenommen, mir in einer nächtlichen Unterminierungsaktion den Kirschzweig auf dem Maulwurfsweg besorgt und ihn in eine gefüllte Sprudelflasche gestopft. Sollte er nicht wie angekündigt am Heiligen Abend in Blüte stehen, werde ich nach Plan B vorgehen.

Auf meinen Weltreisen als Pionier der Stadterforschung bin ich eines Tages im Stuttgarter Stadtteil Hofen gelandet. In Hofen am Neckar gibt es neben einer Gartenwirtschaft, die offiziell ‘s Arschlöchle heißt, ein Gotteshaus namens Barbarakirche. An ihrem Altar werde ich um gerechte Strafe für die Bosse der Mineure beten. Mein gebrochener Kirschzweig wird daraufhin blühen wie ein ganzer Baum, so wahr wie die Tunnelgeschäfte blühen, wenn man lange genug die Gesetze bricht.



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