Bauers Depeschen


Montag, 22. Oktober 2012, 998. Depesche



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WILCO

Wilco am Montagabend im Theaterhaus: Plakatköpfe der politischen Propaganda verschwinden aus dem Bewusstsein, die zerstörerischen, wegweisenden Gitarren einer guten Band vertreiben für eine Weile die Bilder der Verlogenheit. Irgendwann Woody Guthries "California Stars", und das Leben geht mit offenen Augen weiter.



TAGEBUCHEINTRAG

Stuttgarter Ministerpräsident und Stuttgarter Oberbürgermeister, beide Mitglied einer Umweltpartei, bauen zusammen das Bodenspekulationsprojekt Stuttgart 21.



Vorverkauf läuft ... nur noch vier Wochen

FLANEURSALON & BUCHPREMIERE

IM THEATERHAUS MIT VINCENT KLINK & CO

Am Sonntag, 18. November, stelle ich im THEATERHAUS mit einem Flaneursalon mein neues Buch vor (siehe Cover rechts). Bühnengäste: Vincent Klink & Patrick Bebelaar, Los Santos (mit Stefan Hiss), Dacia Bridges, Toba Borke & Pheel, Roland Baisch. 19.30 Uhr.

Kartentelefon: 07 11 / 4020 720.



SOUNDTRACK DES TAGES



Die StN-Bundesligakolumne:



LICHT AM HORIZONT

Seit Dienstag, dem 16. Oktober 2012, sind die deutschen Comedy-Klitschen um einen lausigen Kalauer reicher: Das DFB-Team steckt in der „Vierungskrise“. Das 4:4 nach der 4:0-Führung in der EM-Qualifikation gegen Schweden kommt den Propagandamachern wie gerufen. Womöglich hat nach dieser sensationellen Partie der Cheftrainer Löw seine Führungskompetenz verspielt. Obwohl das DFB-Team fast geschlossen die Nationalhymne mitsang, hielt es sogar „Bild“ mit ihrer IQ-Hoheit für „dämlich“.

In Wahrheit konnte dem Fußballfreund nichts Schöneres passieren als die endgültige Antwort auf die ohnehin überflüssige Frage: Ist Fußball irgendwann bis ins Detail planbar, strategisch programmierbar bis zur Ausschaltung des Zufalls?

Manche Größenwahnsinnige – erinnert sei an den Kaiser Franz als Bundestrainer – hielten in der Vergangenheit ihre Teams für „unschlagbar“, als handle es ich um eine militärische Einheit (wobei uns die Geschichte lehrt, dass selbst den vermeintlich größten Feldherren die dümmsten Fehler unterliefen). Das 4:4, ein fußballhistorisches Ereignis, spiegelt im Grunde den üblichen Umgang mit Geschichte. Mit zeitlichem Abstand lassen sich Fehler nur deshalb nachvollziehbar interpretieren, weil die genauen psychologischen Bedingungen, unter denen sie zustande kamen, keiner der außen stehenden Exegeten kennt. Auch ein gescheiterter Staatsmann, sofern er noch am Leben wäre, würde im Nachhinein kaum zugeben, dass nicht sein diplomatischer Dilettantismus, sondern ein peinliches Liebesabenteuer oder eine Diarrhö mit praktischen Folgen Schuld an seinem Fiasko hatten.

Was auf dem Spielfeld in der Schweden-Partie psychologisch ablief, weiß kein Mensch. Es gibt Dinge, die man ­irgendwann als Phänomene untersuchen, aber in der Gegenwart nicht begreifen kann. Nirgendwo ist die Floskel, man müsse aus Fehlern lernen, so trügerisch wie im Fußball. Weiß der Teufel, warum die Stuttgarter Kickers ihre überlegen gestaltete Partie gegen ­Wacker Burghausen 1:2 vermasselten. Es hieß, die Spieler seien nicht clever und hart genug, eine körperlich überlegene Mannschaft zu besiegen. Würde man sagen: Die Spieler waren in einigen ­Momenten nicht in der Lage, mit einer guten Finte eine höhere Gewichtsklasse auf die Bretter zu schicken, würde das Urteil womöglich stimmen.Umgekehrt lässt sich bekanntlich mit Härte und schäbigem Destruktivfußball sogar der FC Barcelona bezwingen.

Generalisieren lassen sich solche simplen Gedanken im Fußball nicht. Da­gegen spricht der Satz des großen Barca-Spielers Xavi: Nur zwei Prozent der Fans haben eine Ahnung von Fußball.

Unsereins gehört gern zu den 98 Prozent. In Wahrheit nämlich steht das 4:4 vom 16. Oktober für die große Hoffnung. Dieser kuriose Psychothriller, dieser unerklärliche Zerfall einer Mannschaft vom Torhüter bis zum Mittelstürmer in nicht mal einer halben Stunde, ist das beste Argument, weiterhin auf den Fußballplatz zu gehen. Eine Werbephrase wie „Nichts in unmöglich“ trifft nie für die Technik eines Autos zu, aber immer für ein Fußballspiel. Wir müssen Gott danken, dass wir dieses 4:4 als Licht am Horizont erleben durften.

Das 4:4, die Hoffnung auf die himmlische, satanische Wende in allen Lebenslagen, muss auch der Stuttgarter OB-Kandidat Turner im Auge gehabt ­haben, als er sich einen Tag vor der Wahl auf die Kickers-Tribüne setzte. Nachdem seine Helfer, so berichten Zeugen, den Stadionsprecher mehrfach per Handy aufgefordert hatten, den Kandidaten gefälligst gebührend zu würdigen, verließ er nach 80 Minuten beim Stand von 1:2 das Stadion. Der Fußballschamane weiß: Wäre der PR-Tourist früher gegangen, hätten wir das Spiel noch gedreht.



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