Bauers Depeschen


Samstag, 28. Juli 2012, 954. Depesche



 

STUTTGARTER KICKERS - SV Wehen Wiesbaden 0:0. Die Blauen verschießen zwei Foulelfmeter.



NACHTRAG: Beim CSD-Umzug der Schwulen und Lesben am Samstag durch Stuttgart fuhr die Propaganda-Karre des OB-Kandidaten Turner (CDU) ganz hinten - at the bottom of the life.



KARTEN FÜR DEN FLANEURSALON

Unsere nächste Lieder- und Geschichtenshow findet am Dienstag, 25. September, statt - im Club Speakeasy, Rotebühlplatz 11. Auf die Bühne gehen der Rapper Toba Borke und sein Beatboxer Pheel, der Sänger/Songschreiber Zam Helga sowie die Sängerin Dacia Bridges mit ihrem Gitarristen Alex Scholpp. Ach so: unsereins ist auch dabei. Beginn 20.30 Uhr. Karten für den Flaneursalon gibt es für 12 €. Mit diesem Sonderpreis unterstützen wir eine neue Veranstaltungsreihe mit Stuttgarter Künstlern im Speakeasy. Vorverkauf im Plattenladen Ratzer Records im Leonhardsviertel (neben dem Brunnenwirt) und in der Bar Wurst & Fleisch, Rotebühlplatz 9. Außerdem gibt es Tickets im Internet: EVENTBÜRO



SOUNDTRACK DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



SEIFENOPER

Eine teerige Julischwüle füllt den Kessel am Morgen, als ich aus einem Fenster in der Gerberstraße den Beethoven-Hit „Für Elise“ höre. Ob live oder Konserve kann ich nicht sagen. Neugierig gehe ich um die Ecke und sehe an der Hauswand die Erinnerungstafel für den Dichter Robert Walser; 1895/66 hat er in der Gerberstraße 2a bei seinem Bruder, dem Maler Karl Walser, gewohnt.

Die Herkunft von „Elise“ konnte ich nicht klären, und Robert Walser passte mir nicht ins Bild dieses heißen Tages. Der Dichter wurde am ersten Weihnachtstag 1956 tot im Schnee gefunden.

Die Olympischen Spiele von London haben begonnen. Olympia reizt mich nicht besonders. Ich ziehe den Existenzkampf der Kickers heute gegen den SV Wehen-Wiesbaden dem Schnellschwimmen vor.

Obwohl ich die Kirmeskultur verehre, bin ich skeptisch gegenüber Event-Getöse. Als die Staatsoper neulich ihren neuen „Don Giovanni“ auf zwei TV-Kanälen und Großleinwand im Schlossgarten übertragen ließ, standen hinterher die gleichen jungen Menschen mit halb vollen Weinflaschen an den Haltestellen wie nach den Biergarten-Partys bei der Fußball-EM.

Eine Oper als Public Viewing, in Fußballkreisen als „Public Drinking“ bekannt, ist keine Sensation, wie es uns der SWR mit seinem „Multimedia“-Gedöns weismachen will. Opern werden schon lange im Kino übertragen, ein Open-Air-Kino macht nicht viel Unterschied. Es erschließt sich mir auch nicht, warum man live gleichzeitig die „Don Giovanni“-Premiere auf 3 Sat und eine Reportage aus der Hinter-den-Kulissen-Perspektive im SWR-Fernsehen sendet. Spannend, wie der Moderator Harald Schmidt Chorsänger in der Garderobe interviewt. Schmidt: Gibt es immer noch Kantinennörgler wie zu meiner Zeit? Chorsänger: Ich bin nicht in der Kantine, da müssen Sie einen anderen fragen.

Hauptsache, die Populismus-Päpste des Staatsfernsehens haben ein „Spektakel“ gewählt, ihre angepasste und antiquierte Programmpolitik mit der „Heranführung der Jugend an die Kultur“ zu kaschieren. Ständig wird so getan, als sei Kultur ein vom Leben getrenntes Aufführungsritual, ein Luxus. In jeder Kalauer-Klitsche faselt man etwas von besonderen „Kulturprogrammen“, anstatt auf das Recht der Menschen auf Kultur zu pochen. Aber ich gebe zu, es ist cooler, abends vor einer Leinwand mit miesem Sound im warmen Gras des Schlossgartens zu sitzen, als morgens stumm und tot im Schnee zu liegen.

Die Olympia-Oper hat begonnen. Gewohnt, die Welt aus meinem Landluftwinkel zu betrachten, habe ich mit Freude verfolgt, wie der Sportsmann Schuster bis heute seine Olympia-Bewerbung für 2012 rechtfertigt. Die Aktion habe sich gelohnt, sagt der OB, Stuttgart sei damals in den Medien gewesen. Damit hat er recht. Nicht erst am Ende des Städtewettbewerbs, im April 2003, ging Stuttgart als Lachnummer der Nation über alle Kanäle. Schusters Erfolgstruppe war mit einer denkwürdigen Präsentation auf dem letzten Platz gelandet. So viel Dilettantismus und Einfalt hat man selten auf einem Haufen gesehen.

Es gäbe wenig Gründe, die Olympia-Blamage noch mal aufzurollen, hätten die Politiker dieser Stadt wenigstens ansatzweise daraus gelernt. Bei der Bewerbung waren sie unfähig, die Bevölkerung – heute als „Bürger“ tituliert – für den olympischen Städtekampf zu begeistern. Die millionenteure Kampagne wäre zu rechtfertigen, hätten die Menschen in Stadt und Region ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt und das Unternehmen Olympia 2012 mit Fantasie und Energie unterstützt, nach dem Motto: Wir werden das Ding nicht gewinnen, aber mit Lust und Witz eine Verlierer-Party feiern, die sich gewaschen hat.

Die Unfähigkeit der Politiker, mit den Bürgern umzugehen, sie in ein städtisches Großprojekt einzubeziehen, hatte wenig später fatale Folgen. Das ist bekannt.

Auch daraus hat man keine Konsequenzen gezogen. Statt die Arroganz der Macht in Frage zu stellen, den demokratischen Dialog mit den Bürgern zu suchen, schickt man einen Reklameunternehmer in den OB-Wahlkampf. Ich habe keine Zweifel, dass er gewinnt. Diese Nummer ist Teil der Seifenoper: die Fortsetzung der Stuttgarter Politik mit anderen Marketingmitteln.



KOMMENTARE SCHREIBEN IM LESERSALON



FRIENDLY FIRE:

NACHDENKSEITEN

FlUEGEL TV

RAILOMOTIVE

EDITION TIAMAT BERLIN

Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche

VINCENT KLINK

KESSEL.TV

GLANZ & ELEND





 

Auswahl

27.08.2022

24.08.2022

22.08.2022
17.08.2022

14.08.2022

10.08.2022
07.08.2022

06.08.2022


Depeschen 2281 - 2310

Depeschen 2251 - 2280

Depeschen 2221 - 2250

Depeschen 2191 - 2220

Depeschen 2161 - 2190

Depeschen 2131 - 2160

Depeschen 2101 - 2130

Depeschen 2071 - 2100

Depeschen 2041 - 2070

Depeschen 2011 - 2040

Depeschen 1981 - 2010

Depeschen 1951 - 1980

Depeschen 1921 - 1950

Depeschen 1891 - 1920

Depeschen 1861 - 1890

Depeschen 1831 - 1860

Depeschen 1801 - 1830

Depeschen 1771 - 1800

Depeschen 1741 - 1770

Depeschen 1711 - 1740

Depeschen 1681 - 1710

Depeschen 1651 - 1680

Depeschen 1621 - 1650

Depeschen 1591 - 1620

Depeschen 1561 - 1590

Depeschen 1531 - 1560

Depeschen 1501 - 1530

Depeschen 1471 - 1500

Depeschen 1441 - 1470

Depeschen 1411 - 1440

Depeschen 1381 - 1410

Depeschen 1351 - 1380

Depeschen 1321 - 1350

Depeschen 1291 - 1320

Depeschen 1261 - 1290

Depeschen 1231 - 1260

Depeschen 1201 - 1230

Depeschen 1171 - 1200

Depeschen 1141 - 1170

Depeschen 1111 - 1140

Depeschen 1081 - 1110

Depeschen 1051 - 1080

Depeschen 1021 - 1050

Depeschen 991 - 1020

Depeschen 961 - 990

Depeschen 931 - 960

Depeschen 901 - 930

Depeschen 871 - 900

Depeschen 841 - 870

Depeschen 811 - 840

Depeschen 781 - 810

Depeschen 751 - 780

Depeschen 721 - 750

Depeschen 691 - 720

Depeschen 661 - 690

Depeschen 631 - 660

Depeschen 601 - 630

Depeschen 571 - 600

Depeschen 541 - 570

Depeschen 511 - 540

Depeschen 481 - 510

Depeschen 451 - 480

Depeschen 421 - 450

Depeschen 391 - 420

Depeschen 361 - 390

Depeschen 331 - 360

Depeschen 301 - 330

Depeschen 271 - 300

Depeschen 241 - 270

Depeschen 211 - 240

Depeschen 181 - 210

Depeschen 151 - 180

Depeschen 121 - 150

Depeschen 91 - 120

Depeschen 61 - 90

Depeschen 31 - 60

Depeschen 1 - 30




© 2007-2024 AD1 media ·