Bauers DepeschenFreitag, 04. November 2011, 810. DepescheDAS LEBEN Alles in einer Zeile: Ja zum Ausstieg. Ja zum Aufstieg. FLANEURSALON IM MAULWURF Nach dem ausverkauften Abend in der Andreaskirche zu Obertürkheim darf ich noch einen Zusatztermin ankündigen: Am Sonntag, 20. November, machen wir eine kleine Matinee in der Vaihinger Kneipe Maulwurf. Mit Zam Helga, Anja Binder & Jens-Peter Abele. Beginn ist zur Weißwurstzeit, 11 Uhr. Reservierungen: 07 11 / 6 73 24 06. WIEDER KARTEN FÜR DIE NACHT DER LIEDER Nur weil wir die Bühne verkleinert haben, gibt es für Die Nacht der Lieder, die Benefiz-Show zugunsten der Aktion Weihnachten der StN, wieder Karten - aber nicht mehr lange, weil die Veranstaltung nochmal in der Zeitung angekündigt wird. Der Abend am Sonntag, 4. Dezember (19 Uhr), im Theaterhaus war bereits ausverkauft. Eric Gauthier präsentiert Musiker aus Rock und Jazz, Comedy und Klassik. VORVERKAUF - 07 11 / 4020 720. SOUNDTRACK DES TAGES Eine Erinnerung: WEIHNACHTEN IN LAS VEGAS Als ich die dritte oder vierte E-Mail von Bekannten mit der Botschaft erhalten hatte, sie hätten vor, Weihnachten in Florenz, Venedig oder Dubai zu verbringen, verließ ich meine Wohnung. Ich wusste, dass ich nicht weit kommen würde. Dann stand ich vor Las Vegas. Es war Weihnachten 2005. Ich hatte in den Zeitungen die Glückwünsche zum 100. Geburtstag von Las Vegas gelesen, als ich die Treppe in den ersten Stock hochging und den Spielsalon betrat. Im Salon war kein Mensch, er war leer wie der Billardtisch in der Mitte des Raums. An den Wänden blinkten die toten Augen der Automaten. Ich sah die Gesichter von James Dean, Humphrey Bogart, Marilyn Monroe auf einem Poster und dann erst den alten Mann an der Rezeption. Es war ein düsterer Laden, und ich war froh, dass der alte Mann rauchte. So wusste ich, dass er lebte. Der Mann fragte mich, ob ich jemanden suche. Ja, hätte ich beinahe gesagt, ich suche das Glück. Ich ging die Treppe hinunter und war in der Holzstraße, der Heimat des Spielclubs Las Vegas, geöffnet ab morgens um sechs. "Gewinnen ist geil", stand an der Wand. Es war Weihnachten, weit und breit keine Seele, auch keine verlorene. Ich dachte an Benjamin "Bugsy" Siegel, der vor 65 Jahren neben seiner Limousine in der Wüste von Nevada stand, in der Nähe eines Kaffs namens Las Vegas. Dann hatte Bugsy eine Vision. 65 Jahre sind eine lange Zeit, wenn man bedenkt, dass 1940 neben Las Vegas auch der Nylonstrumpf erfunden wurde. Ohne Nylonstrumpf wäre Las Vegas nicht Las Vegas geworden. Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis jr. und die anderen sind nicht denkbar ohne Nylonstrümpfe. Keine Ahnung, ob der Gangster Benjamin Siegel darüber nachgedacht hat. 1947 wurde er, 41 Jahre alt, in Los Angeles hinterrücks erschossen. Er hatte sich mit dem Bau des Hotels Flamingo, seiner Vision vom großen Showgeschäft, übernommen. Man hatte den Luxusladen mit Casino auf eine Million Dollar veranschlagt, er verschlang aber sechs Millionen. Barry Levinson hat Benjamin Siegel mit dem Film "Bugsy" ein Denkmal gesetzt; der Film endet mit dem Hinweis, nach Bugsys Tod habe die Investition von sechs Millionen Dollar 100 Milliarden Dollar Rendite gebracht. Ich weiß nicht, ob diese Geschichte den rauchenden Mann im Las Vegas, Holzstraße 17, interessiert. Die Geschichte von Macht und Geld, Sex und Hitze. Was daraus geworden ist, hat uns Martin Scorsese in seinem Film "Casino" (mit Robert De Niro und Joe Pesci ) vorgeführt. Auch in Francis Ford Coppolas Film "Der Pate" erfährt man etwas darüber: Michael Corleone lässt am Ende den Casino-Besitzer Moe Green ermorden - auch Green war ein Pionier in der Wüste von Nevada. Es gibt heute noch einen Laden namens Moe Green's in Las Vegas, und ich denke, es wäre weniger peinlich, dort einen Drink zu nehmen, als in Las Vegas zu heiraten wie Touristen oder Politiker wie Rezzo Schlauch. Das Prinzip Las Vegas hat längst die Provinz erreicht. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stand ein Hotel namens Stuttgart International (SI) in der Wüste von Stuttgart-Möhringen. Der Laden war nichts mehr wert; einmal hatte hier Harald Juhnke gesungen. Eines Tages ließ ein Unternehmer namens Rolf Deyhle rund um das nutzlose Möhringer Hotel zwei Musicalbühnen und ein Casino errichten. Kann sein, dass er sich dabei übernommen hat. Spielt keine Rolle. Heute rollen die Touristenbusse. Seit Weihnachten in Las Vegas, Holzstraße 27, bin ich viel herumgekommen, in Gedanken. Ich weiß nicht, ob ich so weit gekommen wäre in Florenz, Venedig, Dubai. DIE STN-KOLUMNEN LESERSALON FRIENDLY FIRE: NACHDENKSEITEN FlUEGEL TV THE INTELLIGENCE EDITION TIAMAT BERLIN Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche VINCENT KLINK RAILOMOTIVE UNSERE STADT KESSEL.TV GLANZ & ELEND |
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