Bauers Depeschen


Donnerstag, 28. April 2011, 716. Depesche



POLITIK

Es gibt jetzt einen Koalitionsvertrag. Gibt es auch eine Koalition? Ich hab gestern auf flügel.tv dem SPD-Chef zugeschaut, wie er versucht, seine Technokraten-Rhetorik und seinen Vereinsmeier-Sound mit antrainierten Arm- und Handbewegungen zu überspielen. Sieht aus, als hätte Schmid vor dem Spiegel Sinatra für die Nürtinger Schul-Aula geübt.



DIE RETTUNG

Tri-Tra-Trullala, Helge Schneider ist dada - er gastiert heute in der Liederhalle. Mehr ist dazu nicht zu sagen.



LETZTE LADUNG

Für den Flaneursalon am Donnerstag, 5. Mai, in der STRASSENBAHNWELT gibt es nur noch 10 Karten.



Nur so am Rande, eine kleiner Text von 2008:

ACHT COLA, ACHT BIER

Es war einer dieser Stuttgarter Tage, die mit einem Banküberfall beginnen und genauso langweilig enden. Wie immer kam ich einen Tick zu spät, wie vor vierzig Jahren, als ich auf dem Klo saß und die Dr.-Sommer-Spalte in "Bravo" las, während auf den Straßen die Revolution stattfand.

Diesmal hatte ich nur wenige Minuten Verspätung. Etwas zu lange hatte ich beim Bäcker in der Nähe des Hölderlinplatzes die "Bild"-Zeitung gelesen. Als ich an der BW-Filiale eintraf, war der Bankräuber bereits mit 30 000 Euro Beute verschwunden.

Zwei leere Polizeibusse standen herum. Ich überlegte eine Weile und nahm dann doch die Stadtbahnlinie 2. In der "Bild"-Zeitung war anderntags zu meiner Enttäuschung kein Wort über den Banküberfall zu lesen. Anscheinend waren die Kollegen noch später als ich eingetroffen, wahrscheinlich erst am Nachmittag, als schon dieses Schild an der Tür hing: "Sehr geehrte Kunden, wir haben heute wegen eines Überfalls geschlossen."

Ich weiß mich, ob es sinnvoll ist, eine Bank zu schließen, wenn der Überfall schon stattgefunden hat. Wäre ich Bankdirektor, hätte ich das Schild schon am Morgen rausgehängt: "Sehr geehrter Herr Bankräuber, wir haben heute in Erwartung Ihres Überfalls geschlossen." Dann wäre auch die "Bild"-Zeitung rechtzeitig dagewesen und gute Promo gelaufen.

So aber fuhr ich schlecht gelaunt nach Feuerbach zum Arzt. Am Geigerplatz, im tiefsten Zentrum von Feuerbach, ging ich die Treppe der U-Bahn-Station hoch, ich sah den blauen Himmel über mir, blau wie selten in Feuerbach. An der Straße standen vier Jungs herum. Ohne Grund, den Banküberfall im Kopf, ging ich auf sie zu und sagte: "Ich muss mal mit euch reden. Wie läuft das denn so mit der Jugendgewalt, von der ich überall höre?" Okay, kein Problem, wir unterhielten uns gut: Elvin, 16, aus Bosnien, wohnhaft in Botnang; Deniz, 18, aus der Türkei, wohnhaft in Freiberg; Shkelgim, 18, aus Albanien, wohnhaft in Zuffenhausen; Aly, 17, von der Elfenbeinküste, wohnhaft in Cannstatt.

Komme schon vor, sagte Deniz, dass man auf der Straße von einem fremden Typen auf der Straße „angemuckt“ werde, worauf sich in der Regel dieser Dialog ergebe: "Warum guckst du so, Hurensohn?" - "Geht dich einen Scheißdreck an, Missgeburt."

"Okay", sagte ich, "das ist nicht besonders originell, diese Schimpfwörter kenne ich von früher." "Gewalt ist halt Gewalt", sagte Aly, "du musst dich wehren. Sonst liegst du im Krankenhaus."

Das leuchtete mir ein, hatte aber keine Zeit, das Thema zu vertiefen. Ich musste zum Arzt, weil mich am Abend zuvor ein Türke beim Fußball verletzt hatte, und wollte mir nur ein paar zeitgenössische Beleidigungen aneignen. "Bastard" sei aktuell, sagten die Jungs. "Mann, Bastard kenne ich", sagte ich. Neulich hat die Polizei zwei Freunde von einem meiner alten Freunde angehalten, auf ihren Motorradjacken leuchteten die Aufkleber ACAB. Unter Hells Angels heißt ACAB ,,Alles Clar Alles Banane". Punks deuten die Abkürzung bei Gefahr im Verzug eher als "Acht Cola Acht Bier". Laien übersetzen ACAB auch mit "All Cops Are Bastards". Das reicht für eine Beleidigungsklage und 3000 Euro Strafe. Mit "Bastard", habe ich nachgelesen, bezeichnete man früher "Söhne, die von adligen Männern mit Frauen niederen Standes gezeugt" wurden.

Die meisten dieser armen Kerle, behauptet heute die ACAB-Partei, seien später Polizisten geworden, der Rest träfen sich in Feuerbach oder raube am Hölderlinplatz Banken aus.

SOUNDTRACK DES TAGES



FLANEURSALON AUF DEM NECKAR

Der Vorverkauf für den Flaneursalon im Fluss am Mittwoch, 29. Juni, auf dem Neckarschiff "Wilhelma" läuft. Ausflug mit Zam Helga, Roland Baisch & Friends, Michael Gaedt, Dacia Bridges - und zu unserer großen Freude hat auch der Berliner Kabarettist Nils Heinrich zugesagt. Unterwegs gibt es wie immer Überraschungen. „Der Flaneursalon war so überschwänglich inspirierend, dass man gerne noch länger zugehört hätte, als die Wilhelma nach dreieinhalb Stunden wieder am Zoo dieses Namens anlegte“, so Michael Werner in der "Stuttgarter Zeitung". PASSAGIERSCHEINE



KOMMENTARE SCHREIBEN: LESERSALON



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EDITION TIAMAT BERLIN (Hier gibt es mein Buch "Schwaben, Schwafler Ehrenmänner - Spazieren und vor die Hunde gehen in Stuttgart")

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