Bauers Depeschen


Montag, 26. Mai 2008, 154. Depesche

MONTAG. DIE MITTERNACHTSDEPESCHE.



Zum Ausklang des Sonntags auf Premiere die Gangsterballade "Im Vorhof der Hölle" mit Sean Penn aus dem Jahr 1990 gesehen. Ein atmosphärisch grandios bebilderter Großstadt-Western mit der Musik von Ennio Morricone in der Kulisse des einstigen New Yorker Mafia-Viertels Hell's Kitchen. Rivalisierende irische und italienische Banden, mittendrin Sean Penn als heimgekehrter irischer Banditenjunge - und verdeckter Bulle. Auf der einen Seite die Ideale, sagt er, auf der anderen die Realität. Habe dazu einen Schluck Gun Powder aus meiner schwarzen Teetasse mit dem aufgedruckten roten Teufel, dem offiziellen Logo von Hell's Kitchen genommen.

Vielleicht sagt der Kinofilm „Sex and the City“ etwas über die Möglichkeit, anständig zu leben. Ich weiß es nicht, habe ihn noch nicht gesehen. In den Zeitungen steht außerordentlich viel über den Film, bevor er läuft. Die Schreiber müssen große Angst haben, ihre Nummer zu spät vorzutragen. Es muss schrecklich sein für jeden, der sich für einen spielentscheidenden Mitspieler hält, ständig in der Angst zu leben, zu spät zum Mitspielen zu kommen. Das hat mit Sex zu tun.

Am Sonntag mit der Bahn zum Neckar nach Bad Cannstatt gefahren, über meinem Kopf klebte am Schrägdach des Waggons eines der SSB-Gedichte, es ist von Irmela Brender und beginnt so:

„Jennifer und Florian / schauen sich die Wolken an. / Dauernd ändert sich das Bild, / das da aus den Wolken quillt (...)“

Tatsache ist, dass ich bei meinem ersten Torwarttraining nach vier Monaten am Samstag mit schwer verklebtem Linksringfinger hinter der Tribüne des Kickers-Platzes auf dem Rücken lag, um die Bälle des Trainers zu fangen. Diese Übung dient der Bauchmuskulatur, der Hüftbeweglichkeit - und öffnet einen ungewohnten Blick in den Himmel. Zuvor war mir der Himmel nie aufgefallen.

Am Sonntagmorgen lief ich mit Eddy - der serbische Partisan - durch den Wald. Der Wald leuchtet in sattem Grün, in den vergangenen Regennächten ist er dschungelmäßig zugewachsen, man sieht nicht viel vom Himmel.

Dennoch ist mir an zwei Tagen hintereinander der Himmel aufgefallen, er war nicht besonders blau, ich sah reichlich weiße Wolken.

Man hat sogar beim Ballfangen Zeit, die Wolken zu sehen.

Wenn man die weiten Wolken über sich sieht, begreift man, dass jeder Ball in Reichweite und es wurscht ist, was Daum über Schwule und die SPD zu Schwan sagt.

Es ist schon so, man nimmt sich die meiste Zeit selbst verdammt wichtig. Die Frage ist: Nehme ich mich wirklich so wichtig, dass ich es für wichtig halte, die horizontal gesteuerte Wahrnehmung eines nicht ganz blauen Himmels über der Waldau als Depesche zu verwursteln?

Ist es nicht wichtiger, wenn die Kickers am kommenden Samstag aus der dritten Liga fliegen?

Wenn die Kickers absteigen, steige ich mit ab. Das ist okay. Das ist die Realität. Kaum einer kann sein Leben lang in der gleichen Liga spielen, nicht einmal die Rolling Stones. Jeder Kreisklassekomiker müsste davon gehört haben.

Ich bemühe mich, die City (sofern man Stuttgart, dieses Gebilde ohne City, so nennen kann) im Auge zu behalten. Nehme mir beispielsweise vor, die drei Straßen der alten Arbeitersiedlung Raitelsberg mit dem selben Himmelbsblick abzuschreiten, als müsse ich eintausend Zeilen über den Mond von Mexiko City erzählen. Das ist wichtig.

In unseren Flaneursalon kommen pro Veranstaltung 150 bis 200 Leute. Ist das wichtig? Ein Grund für eine Webseite mit 150 Depeschen ins blaue Nichts ohne Echo?

Es ist in Ordnung, hat man mir gesagt. Irgendeiner muss die Wolkengedichte verbreiten, bevor es Winter wird, Himmelarschundzorn.



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